gossip /1> a person who habitually reveals us
sensational facts concerning other people's actions or lives /2a>
a rumour or report of such facts /2b> a chatty talk /2c> the
subject matter of gossip /2d> archaic companion, crony
Soweit das Lexikon zum Thema Klatsch. Dominik Beck hat
sich des Themas mittels Überwachungskameras und elektronischer
Wiedergabe der überwachten, abgespeicherten Lebensmomente
angenommen: hot gossip im Hamburger "Hinterconti" sieht aus wie ein
Experiment in technischer Generierung von Klatsch. Im vorderen Raum
des "Hinterconti" überwachtes Leben (oder die Abwesenheit davon)
wird auf einem Bildschirm wiedergegeben, die Wiedergabe überwacht
und zeitverzögert über drei weitere, vergleichbare
Bildschirm/Kamerastationen durch den langen, schmalen Flur und einen
Nebenraum bis in den Hinterraum weitergeleitet, wo die Besucher auf
einem Sofa Platz nehmen und eine Beamer-Grossprojektion der nunmehr
durch die wiederholte Aufnahme und Wiedergabe schon reichlich
zerpixelten und durch mehrfaches, zeitverzögertes Abspielen nunmehr
Vergangenes wiedergebenden Bilder bestaunen dürfen. Von besonderem
Interesse ist auch die akustische Verlaufsform: es ist sicher nicht
formal innovativ, doch immer wieder unterhaltsam, den Sound des
vorderen Raumes als wiederkehrendes Echo im Verlauf einer gewissen
Zeit durch die verschiedenen Räumlichkeiten bis nach hinten wandern
zu hören. Die Eigenheiten des gewählten Mediums bewirken, dass -im
Gegensatz zur Soundwiedergabe, bei der dieser Effekt nicht so stark
spürbar ist- die Bildqualität von Station zu Station stark abnimmt,
bis in der Grossprojektion dann ein Stadium erreicht ist, das der
Abstraktion schon ziemlich angenähert ist. Dies kann man, wie es der
Titel nahe legt, als visuelle Form von Klatsch auffassen, Schlieren
und Unschärfen, die, durch Reproduktion vergröbert, das Abbild
schliesslich bis zur Unkenntlichkeit durchsetzen. Vielleicht ist
dies ein genereller Kommentar zur Dominanz der visuellen Medien, dem
vorgeblichen Beweischarakter der generierten Bilder. Dieser dem
Medium unterstellte Realitätsbeweis ist ja nicht nur die Grundlage
der derzeitigen medialen Massenkultur, sondere Voraussetzung der
sich abzeichnenden kontrollgesellschaftlichen Kultur der Observation
und der dazu benötigten Technologien. Überwachungstechnologie taucht
in Dominik Becks Arbeiten immer wieder als Medium und
Forschungsgegenstand auf. In seiner letzten Arbeit widmete er sich
beispielsweise der Überwachung (Herstellung) von Geistern, die er
unter anderem in verschieden Räumen des Hinterconti und in der
benachbarten Bar, dem "Yoko Mono", dingfest machen konnte. In einem
anderen Projekt
betrieb er vom Fenster seiner Wohnung aus die Videoüberwachung des
gegenüber liegenden Verwaltungsgebäudes der Hamburger Sparkasse,
deren Büroraume von diesem Standpunkt aus wirklich vollkommen
einsehbar sind. Die auf dem Doku-Material festgehaltenen Szenen
zeugen von einem erschütterden Halbleben - wobei letztlich offen
bleiben muss, ob dieser Eindruck der Derealisierung nicht als Effekt
der gewählten Mittel videotechnischer Observation und deren
Wiedergabe zu deuten ist.
> Annette Wehrmann <